Unsere schnelllebige Zeit hat unbestreitbar viele Vorteile, aber eben auch einige Nachteile. Wir verlieren immer mehr den Kontakt zu unseren Wurzeln – geistig wie körperlich – und stehen viel zu oft unter unnötigem Stress. Wir verlieren unsere Grundbedürfnisse aus den Augen und sind dadurch nicht mehr in der Lage die einfachsten und natürlichsten Dinge zu spüren und auszuüben, werden krank und unglücklich (siehe mehr unter: Sei dein eigener Selbstversorger!). Viele von uns können dem wachsenden Druck von unausgesprochenen Regeln und gesellschaftlichen Normen nicht mehr stand halten – oder wollen es einfach nicht mehr! – und sehnen sich nach Entspannung, innerer Ruhe, oder einfach mehr Energie um den Alltag zu bewältigen.
Doch wo anfangen? Zwar bringen uns Krankheit, Leid und andere derartigen Erfahrungen immer wieder an den Punkt, dass wir inne halten und resignieren müssen. Aber selbst wenn wir erkennen was uns nicht gut tut, ist es nicht immer einfach oder angebracht diese Sache auch sofort nicht mehr zu tun. Häufig haben wir auch einfach Angst davor etwas zu beenden, weil wir nicht wissen was danach kommt. Die Beständigkeit gibt uns Halt und Sicherheit. Auch wenn die Gewissheit lautet, dass morgen alles genau so scheiße wird wie heute – ist es doch sicherer als die unbekannte Leere der Veränderung. Und es gibt eben auch einige Dinge, die uns erschöpfen und belasten, welche wir aber auch nicht aufgeben wollen (z.B. Arbeit, Kindererziehung, Partnerschaft), weil wir sie als sehr sinnvoll erachten und sie uns auf einer anderen Ebene des Lebens bereichern und erfüllen. Der Trick besteht also darin den Alltag angenehmer zu gestalten, ohne komplett daraus auszubrechen. Die Geschwindigkeit aus den bestehenden Tätigkeiten zu nehmen, aber ohne dabei an Schwung zu verlieren. Zu entschleunigen, ohne stehen zu bleiben. Wie tun wir das?
Eine Methode, welche ich im Laufe der Jahre sehr zu schätzen gelernt habe, sind Atempausen. Man kann sie so ziemlich überall machen, und sie liefern praktisch immer den erwünschten Effekt – schnell und kostenlos. Einfach kurz vor die Tür gehen und ganz bewusst langsam ein- und ausatmen. Dabei sollte man darauf achten , dass die Intervalle etwa gleich lang sind, man also nicht z.B. länger ausatmet anstatt einzuatmen. Fülle einfach alle Teile deiner Lungen mit Luft, und lasse sie danach wieder sanft entweichen. Das machst du mindestens eine Minute lang. Besser noch zwei oder drei. Das war’s schon – nicht mehr und nicht weniger.
Klingt simpel, oder? Ist es auch. Probier es doch gleich mal aus! Warte einfach kurz mit dem Weiterlesen, mach den Browser zu. Dann geh vor die Tür oder auf den Balkon oder stell dich ans offene Fenster. Wenn es bei dir kalt ist, dann bleib einfach im Raum. Setz dich mit gradem Rücken auf einen Stuhl oder stell dich hin. Mach die Augen zu. Und dann eine Minute lang: EINATMEN, AUSATMEN. Tief und lange. Und dabei konzentrierst du dich für diese Kurze Zeit mit deinen Gedanken nur auf deinen Atem, wie er dich durchströmt und dich wieder verlässt …
Spüre nach wie du dich jetzt fühlst. Der Effekt ist meist sehr schnell spürbar: Mehr Energie, ein Gefühl des Wachseins, ein leichtes Kribbeln, erhöhte Konzentrationsfähigkeit. Und das bei nur 1 min konzentriertem Atmen. Wow! Ganz nebenbei unterstützt du übrigens deinen Organismus bei der Zellatmung und beim Abtransport von Schlacken über das Bindegewebe. Aber dazu an anderer Stelle mehr …
An dieser Stelle werde ich nicht über Atemtechniken oder dergleichen schreiben. Ob du in den Bauch atmest oder in die Brust ist mir an dieser Stelle erstmal egal: Hauptsache ist, dass du überhaupt atmest, und zwar so, wie es für dich am angenehmsten ist! Mache diese Atempause immer dann, wenn du dich mal wieder schlapp und ausgelaugt fühlst. Ein kurzes Innehalten vor dem Essen, ein kleiner Break im Büroalltag, oder abends im Bett ein bewusstes Herunterkommen vor dem Schlafen gehen. Investiere mindestens eine Minute täglich in deine Gesundheit.
„Inspiriert“ wurde ich übrigens von den Raucherpausen meiner damaligen Kollegen, welche bei egal welchem Wetter vor die Tür an die frische Luft gingen ( … um sich zu vergiften!). Schließlich nutzen die Raucher auch jede Gelegenheit, um sich eine anzustecken – und toleriert ist diese Angewohnheit landläufig auch. Warum also nicht einfach mal die Gunst der Stunde nutzen und die nächste Raucherpause der Kollegen nutzen, um sich mal wieder was Gutes zu tun und kräftig durchzuatmen?
(Bildquellen: http://www.vital.de/sites/vital/files/styles/1024×768/public/images/frau-atmen-entspannen.jpg, http://www.praxis-blumenthal.de/wp-content/uploads/2011/10/breathe.jpg, http://www.fitforfun.de/files/images/201510/1/atmen_rex,198371_m_n.jpg)