1. Dezember
“Der Steinerne Krug”
Ein Page führte mich auf mein Zimmer. Vor einer Tür im zweiten Stock lud er mein Gepäck ab, und erklärte mir kurz alle wichtigen Formalitäten. Ich gab ihm ein Trinkgeld, woraufhin er sich mit einer denzenten Verbeugung höflich verabschiedete, und dann wieder nach unten ging.
Mit einem Messingschlüssel öffnete ich das Schloss der alten Holztür mit der Nummer dreizehn, und betrat mein Zimmer. Zugegeben, ich war neugierig. Ich hatte schon viel Gutes von dieser Herberge gelesen, obschon ich bei meinen Recherchen keinerlei Fotografien der Zimmer gefunden hatte. Doch meine Erwartungen sollten nicht enttäuscht werden. Nachdem die Tür ins Schloß gefallen war, schaute ich mich in dem Raum etwas genauer um. Und es war, wie ich vermutet hatte. Alles hier war irgendwie … anders. Und es gefiel dir auf Anhieb. Zwar war die Unterkunft klein und überschaubar, aber sehr liebevoll eingerichtet. Die Wände waren offenbar mit Lehm verputzt und mit Kalkfarbe in warmen Pastelltönen gestrichen. Die wenigen Möbel schienen aus Eichenholz gefertigt zu sein, die Bettwäsche bestand aus Wolle und Leinen. An den Wänden hingen wohl platziert handgemalte Stillleben und Schwarzweißfotografien aus längst vergangenen Zeiten. Neben einigen wenigen Lampen, welche zu der Atmosphäre des Zimmers passten, erhellten Öllampen und Kerzen den Raum. Und in einer Ecke meines Zimmers befand sich ein winziger Kamin, in welchem bereits ein kleines Feuerchen behaglich knisterte. Zudem duftete es dezent nach Beifuß und Kardamom. Im ganzen Raum war es äußerst behaglich, warm und gemütlich.
Ich beschloss es mir erst einmal bequem zu machen, zog Mütze, Jacke und Schuhe aus, und ließ mich in den großen, samtbezogenen Ohrensessel neben der Tür plumpsen. Erst jetzt, wo der Stress der Reise von mir abzufallen begann, merkte ich, wie müde ich eigentlich war. Die Fahrt hierher war lang und anstrengend, und draußen begann es bereits zu dämmern. Für den kommenden Tag nahm ich mir vor, die Straßen der Stadt einmal genauer zu erkunden. Doch den heutigen Abend wollte ich allein genießen, und mich von den Strapazen der Reise erholen. Verträumt ließ ich meinen Blick durch das Zimmerchen schweifen, und entdeckte einen Stapel Handtücher auf meinem Bett. Sogleich kam mir der Gedanke in den Kopf, ob es hier wohl eine Badewanne gäbe. Nach kurzem Suchen entdeckte ich sie, in einem kleinen, angrenzenden Badezimmer. Während das heiße Wasser einlief, suchte ich in meinem Gepäck nach meiner Kulturtasche. Dabei fiel mein Blick auf den kleinen Nachttisch neben dem Bett. Dort befand sich ein kleines Gastgeschenk des Hauses und eine Notiz auf einem Zettelchen. Beim näheren Betrachten stellte ich fest, dass es sich bei dem verwendeten Papier um Pergament handelte. Wieder eines von diesen kleinen Details. Ich laß den freundlichen Willkommenstext, und legte den Zettel lächelnd beiseite. Wie schön es doch hier war, dachte ich mir. Eben irgendwie … anders.
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