11. Dezember
„Lichtung“
Als ich an diesem Morgen erwachte, waren Teile meiner behelfsmäßigen Behausung eingeschneit, und mein Feuer war bereits erloschen. Dafür blinzelte mir die Sonne mit ihrer ganzen Herzlichkeit entgegen. Heute würde ein guter Tag werden, so sagte ich mir. Nachdem ich meine Feuerstelle wieder hergerichtet, und meine morgendliche Hygiene abgeschlossen hatte, genoss ich in aller Ruhe eine Tasse wärmenden Tees.
Ich blickte mich um. Es war ein schöner Ort, diese Lichtung. Da ich ohne festes Ziel hergekommen war, entschied ich mich dafür den heutigen Tag einfach hier zu bleiben. In der Nähe entdeckte ich einen kleinen Bachlauf, an welchem ich meine Wasserflaschen auffüllte. Anschließend verstärkte ich meine Behelfsunterkunft mit Ästen, Reisig und Blättern, und sammelte Feuerholz für die Nacht. Zwischendurch machte ich immer wieder kleinere Pausen und wärmte mich am Feuer auf. Auch jetzt erwies mir meine Wärmflasche gute Dienste. Der Wald lag frostig und still da. Das Wetter war klar, und der Himmel blau. Ab und zu blinzelte ein Sonnestrahl durch die Äste der mich umgebenden Tannen und Kiefern. So nutzte ich den Vormittag um am wärmenden Lagerfeuer die letzten Tage Revue passieren zu lassen, und einige Eindrücke in mein Reisetagebuch zu schreiben. Ich genoss diese Zeit der Stille und Kontemplation. Und da es auch am heutigen Tag nicht sonderlich windete, hatte ich es sehr warm in meinem kleinen Lager.
Den Nachmittag nutzte ich für einen ausgedehnten Spaziergang. Einer Katze gleich erkundigte ich in Kreisen die Umgebung rund um meinen Lagerplatz, und sammelte dabei im Umfeld einige Schlehen, Hagebutten, Flechten und Baumpilze, um mir meine Verpflegung aufzubessern. Zwar hatte ich noch Proviant für ein paar Tage, aber gegen Frischkost aus dem Wald hatte ich nichts einzuwenden. Überdies fand ich eine beachtliche Menge an Baumharz, und einige überaus schöne Baumperlen. Nachdem ich mich zurück im Lager eine Weile im Schnitzen geübt hatte, pflegte ich noch einige Zeit meine Ausrüstung, bevor ich mich ans Zubereiten meiner Abendmahlzeit machte. Nach der langen Wanderung und den Strapazen der letzten Tage, genoss ich diesen Ruhetag in vollen Zügen, und legte mich überdies recht zeitig nach Einbruch der Dunkelheit in mein behagliches Nachtlager. Am schwarzen Himmelszelt betrachtete ich noch lange die Sterne am Firmament, ehe ich schlussendlich in tiefen Schlaf versank.
Nicht ahnend, dass mich schon jetzt in einiger Entfernung zwei Paar funkelnder Augen ganz genau beobachteten …