Seit meiner Schulzeit gehe ich mehrmals im Jahr wandern. Gern unternehme ich auch mehrtägige Trekking-Touren mit möglichst wenig Gepäck. So erkundete ich bisher nicht nur viele Orte in Deutschland, sondern auch im angrenzenden Ausland. Zwischen 2014 und 2015 reiste ich mit Frau Kunterbunt durch Australien und Neuseeland, zumeist per Anhalter und zu fuß. Stets im Gepäck hatte ich eine Miniaturausgabe meines selbst gebauten Holzgaskochers.
Das gute Stück findet man im Internet noch unter vielen weiteren Bezeichnungen: Holzvergaser, Solo Stove, Hobo Kocher, Rocket stove, Pyrolysekocher. Gemeint ist aber immer das Gleiche. Also ein kleiner Kocher für unterwegs, welcher sehr leicht ist und mit wenig Brennstoff (vorzugsweise Holz) betrieben werden kann. Neu im Laden bezahlt man für so ein Ding gut und gern zwischen 40 und 80 EUR. Ich zeige euch, wie man es sich für quasi umsonst selbst bauen kann. Und das mit nur etwa einer Stunde Arbeitsaufwand.
Materialien braucht ihr folgende:
- 2 größere Konservendosen, selber Umfang
- 1 kleinere Konservendose
- Dosenöffner (oder Messer)
- Blechschere (oder Nagelschere)
- Rohrzange
- Edding
- optional: Akkuschrauber
Bei den Dosen ist wichtig, dass die kleinere Dose komplett in eine der größeren passen sollte. Die beiden größeren Dosen hingegen sollten den selben Umfang haben.
(Nicht wundern: Ich arbeite hier mit Konservendosen fürs Catering und die Großküche. Es funktioniert aber ebenso gut mit kleineren Dosen.)
Und so wird es gemacht:
1.) Zuerst werden alle Etiketten und wenn möglich auch Klebestellen von den Dosen entfernt. Dann werden die Dosen geöffnet und die Deckel entfernt (Wichtig ist hierbei: Die ausgeschnittene Deckelöffnung der größten Dose darf nur so groß sein, wie der Gesamtumfang der kleinsten Dose [siehe Abbildung oben: Tomatendose]. Man kann dies einfach erreichen, indem man die kleinste Dose auf die größte Dose stellt und dann mit einem Stift einen Kreis um den Dosenboden zieht, welchen man anschließend ausschneidet.). Der Inhalt der Konserve wird verwertet. Danach werden die Dosen gereinigt. Zum arbeiten müssen diese sauber und trocken sein.


2.) Als erstes arbeiten wir an der kleinsten Konservendose, der späteren Brennkammer des Kochers. Ihr nehmt sie und malt euch zur Orientierung Kreise auf den oberen und den unteren Seitenrand der Dose (Abbildung oben). Einmal rund herum. Die Seite ohne Deckel wird später auch die Oberseite der Brennkammer sein. Danach stecht ihr diese Löcher mit der Nagelschere aus. Ich sage bewusst stechen, denn am einfachsten Arbeitet es sich, wenn man …



… einfach mit einer spitzen Schere ein kleines Loch sticht und dieses dann vorsichtig durch drehen erweitert. Alternativ könnte man auch Löcher mit einem Akkuschrauber bohren. Da wir versuchen wollen möglichst alle scharfen Kanten und demnach potentiellen Gefahrenquellen auf ein Minimum zu reduzieren, empfehle ich euch die Löcher am oberen (offenen) Teil der Dose nach außen umzubiegen. Dazu eignet sich gut die Rückseite eines Eddings, oder ein anderer runder Gegenstand aus Metall.


3.) Anschließend nehmen wir uns den Boden der kleinsten Dose vor. Mittels einer Schere machen wir ihn zu einem Sieb. Achtet auch hier darauf, dass die Kanten möglichst alle nach innen zeigen. Dieser Teil wird das spätere Gitterrost, auf welchem das brennende Holz liegt, die Asche jedoch hindurch fallen kann.


4.) Nun kommt die große Dose dran, und zwar die mit der kleinen Deckelöffnung, auf welche gerade so die kleinste Dose passt. Hier gehen wir ähnlich vor, wie bei der kleinen Dose. Mit dem Unterschied, dass die Löcher lediglich an der unteren (geschlossenen) Seite der Konserve gemacht werden – und dass sie etwas größer sein sollen, als die Löcher in der Brennkammer. Dazu kann man wahlweise einen Akkuschrauber verwenden. Alternativ sticht man wieder mit der Schere zu, oder mit einem Messer. Die Kanten sind auf Grund des Verletzungsrisikos wieder nach innen zu biegen. Hier empfielt sich (je nach dicke des Weißbleches) die Zuhilfenahme einer Zange. Arbeitet hier besonders gründlich, denn dies wird die Außenhülle eures Kochers, welche ihr regelmäßig in der Hand haben werdet.


5.) Nun folgt die Vereinigung der beiden Dosen, das Ineinanderschieben. Dazu wird die Kleinere der beiden Dosen (die Brennkammer) auf die Größere gesetzt und vorsichtig nach unten gedrückt. Hierbei ist es wichtig das Einreißen der größeren Dose zu vermeiden, daher sollte sorgsam gearbeitet werden. Gegebenenfalls sollte der Deckelrand der größeren Dose zuvor nach und nach mittels einer Zange umgebogen werden, um diese Prozedur zu erleichtern (Abbildung unten). Ist dieser Schritt absolviert, ist der Kocher also solches bereits fertig. Glückwunsch! Nun fehlt nur noch ein passender Aufsatz für den Topf.
6.) Einsatz für die verbliebene dritte Dose. Der Aufsatz muss nicht all zu groß sein – etwa ein Drittel von der Größe des Holzgaskochers soll er in der Höhe haben, nach Augenmaß geschätzt. Wichtig ist hierbei, dass man den Teil der Dose nimmt, bei welchem bereits der Deckel entfernt wurde. So trenne man mittels einer (Blech-)Schere die Dose entzwei. Im Anschluss werden auch hier mittels einer Zange die scharfen Schnittkanten rundherum umgebogen, damit sich niemand verletzt. Abschließend wird an einer beliebigen Seite ein Rechteck in den nun entstandenen Aufsatz geschnitten. Durch diese Öffnung kann das Feuer später mit Brennstoff versorgt werden, ohne dass der Topf vom Kocher genommen werden muss. Auch hier gilt zu beachten genügend Abstand zu den Rändern zu lassen, damit die Schnittfläche nachträglich nach innen umgebogen werden kann. Das Resultat sollte dann aussehen wie auf der Abbildung unten.
Wer mag, der kann zum Schluss noch einige Luflöcher seitlich in den Aufsatz stechen oder bohren. Auf dem linken Bild unten wird ersichtlich, was ich meine. Fertig ist der Reycling-Holzgaskocher! Zeit für einen ersten Testlauf … Angeheizt wir übrigens mit Zunder und kleinen Stöckchen. (Ressourcenschonend ist er auch noch, unser kleiner Freund). Erst wenn ihr ein Flammenbild seht wie auf dem mittleren Bild unten, dann erst hat die Holzvergasung eingesetzt – das Feuer brennt dann komplett rauchfrei. Und das bei einem Minimum an Brennstoff. Damit würde man nicht mal ein kleines Lagerfeuer entzünden können. Warum das so ist, das erkläre ich noch kurz unten anhand einer Zeichnung. Übrigens heizt der Kocher auch dann weiter, wenn das Feuer bereits erloschen ist, da sich trotzdem noch glühende Holzkohle im Brennraum befindet.



Funktionsweise eines Holzgaskochers:
Die Abbildung unten enspricht in etwa dem Modell aus der Anleitung oben, bis auf wenige Details. Uns interessieren vorallem die blauen und roten Pfeile. Durch die äußeren Seitenöffnungen unten zieht die kalte Luft in die Brennkammer (untere blaue Pfeile) und versorgt so das Feuer mit Sauerstoff. Der Trick findet weiter oben statt: Entlang der Seitenwände steigt außerhalb der Brennkammer ebenfalls Luft nach oben und erwärmt sich durch das innen brennende Feuer (blau-rote Pfeile). Diese erwärmte Luft tritt nun an den oberen Löchern der Brennkammer innerhalb des Kochers aus. Dort vermischt es sich mit dem Rauch, welcher beim Abbrennen des Brennstoffes entsteht (Oxidation). Dieses sauerstoffhaltige Gasgemisch entzündet sich wiederum durch ein ausreichend großes Feuer von selbst und verbrennt somit jegliche Abgase, welche beim normalen Feuer entstehen würden. Es brennt absolut rauchfrei. Lediglich beim Nachfüttern mit Brennstoff, kann es dann passieren, dass das Feuer raucht. Oder wenn der Brennstoff über die oberen Löcher der Brennkammer hinaus ragt. Oder wenn das Feuer noch zu klein ist und erst „in Gang“ kommen muss.
