15. Dezember – Wie neu geboren (Advenzia)

15. Dezember

Wie neu geboren”

Gefühlt war nur ein kurzer Augenblick vergangen. Doch als ich die Augen öffnete, fühlte ich mich frisch und ausgeruht, so als ob ich lange geschlafen hätte. Ich lag noch immer in dem Lager auf der Lichtung, welches Nikolaus und Haraldson für mich eingerichtet hatten, und blickte gen Himmel. Die Sonne blinzelte hinter einigen Wolken hervor, und es war windig. Die Baumwipfel wiegten sich sachte hin und her. Ich nahm mir Zeit zum wach werden. Obwohl es immernoch sehr kalt war, wärmte mein Nachtlager mich ungemein: Eine höchst professionell anmutende Konstruktion aus Fellen und Decken, drapiert auf einer Art Holzgestell, verkleidet mit Borke, Blättern, Reisig und Moos. Zudem schien mein Lager eine Art Wärmequelle zu beinhalten, welche ich jedoch nicht ausfindig machen konnte. Zudem lag ich nun unter einer Art Dach aus Reisig und Ästen, welches offenbar den neu gefallenen Schnee abhalten sollte. Ich fragte mich, ob das Dach vorhin auch schon da gewesen war, und schaute mich weiter um. Außer meinem Lager konnte ich jedoch nur drei Feuerstellen erkennen, welche jeweils zu meiner rechten, meiner Linken, und an meinen Füßen angelegt worden waren. In jeder von ihnen brannte ein kleines Feuerchen.

Da ich merkte, dass ich dringend mal mein Geschäft verrichten musste. Also setzte ich mich auf und zog meine Schuhe an. Doch kaum stand ich auf meinen Füßen überkam mich ein bisher unbekanntes Schwindelgefühl, und zwar mit einer solchen Härte, dass ich mich sogleich wieder nieder setzen musste. Ein paar Augenblicke später probierte ich es erneut, diesmal langsamer. Der Schwindel kam, aber diesmal nicht so heftig, sodass ich etwas benommen bis zum nächsten Gebüsch torkelte. Als ich fertig war, und wieder zu meinem Lager zurück kehren wollte, stand dort, wie aus dem Nichts, der Heinzelmann. Und neben ihm stand eine Schüssel mit einem angenehm duftenden Brei. Er begrüßte mich, und bat mich mich zu setzen. Dann bedeutete er mir zu essen. Ich hatte großen Hunger, weshalb ich mir die kleine Portion schmecken ließ. Derweil ich aß, erkundigte er sich nach meinem Befinden. Auf meine Frage nach dem Schwindel antwortete er, dass ich noch nicht ganz genesen sei, weshalb er mir anriet noch einen weiteren Tag hier auf der Lichtung zu verweilen. Morgen, so sprach er, sollte ich bereit sein für die weitere Reise. Als er sich jedoch erkundigte, wohin ich als nächstes aufbrechen wolle, entgegnete ich, dass ich das noch gar nicht so genau wisse …

Nach dem Essen lud er mich auf einen Spaziergang ein. Ich stellte ihm viele Fragen zu den Geschehnissen in der Höhle, und auch zu der Zeit danach. Haraldson teilte sein Wissen bereitwillig mit mir, schien seine Worte jedoch mit Bedacht zu wählen. Des öfteren hielt er inne, und überlegte zwischen den Sätzen einen Augenblick, bevor er fort fuhr. So erfuhr ich unter anderem von den boshaften Trollen, und unserer waagehalsigen Flucht. Nur als ich ihn auf Nikolaus ansprach, und wissen wollte woher die beiden wussten wo ich mich befand, und dass ich Hilfe brauchte, schwieg Haraldson. Stattdessen warf er mir nur ein geheimnisvolles Lächeln zu.

Jedoch erzählte er mir, dass der Ort, an dem sich mein Lager derzeit befand “Culcumbriau“ hieß, oder so ähnlich, was auf Haraldsons Sprache soviel wie „Versteck im Walde“ bedeute, und in diesem Teil der Wildnis ein uralter Kraftort sei. Deshalb, so mein Begleiter, sei Heilung an diesem Ort auch besonders gut möglich. Kurz darauf hielten wir vor einem riesigen Steingebilde, welches so aussah, als sei es aus riesigen Findlingen oder Monolithen erbaut wurden. Tomte bat mich dort nieder zu knien, und für meine Heilung zu bitten. Zunächst war ich etwas irritiert, aber schließlich tat ich wie mir geheißen. So verbrachte ich einige Augenblicke an diesem Ort, bevor mein Begleiter mich auf einem anderen Weg wieder zurück zu meinem Lager führte.

Auch heute wurde es wieder früh dunkel, und ich half Haraldson die Feuer neu zu entzünden. Als es dunkel war, saßen wir noch einige Zeit zusammen, und Tomte erzählte mir in seiner wohlüberlegten Art einige Geschichten des Heinzelvolks. Der Mond schien, und es war ein magischer Abend in dieser kalten Dezembernacht. Als ich zu gähnen begann, bedeutete mir Haraldson mich schlafen zu legen, da ich die Ruhe noch bräuchte. Morgen, so sprach er, würde er mich tiefer in den Wald führen, zum Haus der weisen Frau. Dort wolle er mir eine Hagezusse vorstellen, welche in diesem Teil des Waldes lebe. Sie könne, so meinte er, mir helfen heraus zu finden, in welche Richtung mich mein Weg als nächstes führen würde. Und noch bevor ich eine Rückfrage stellen konnte, war er aufgestanden, und nach einer kurzen Verabschiedung leichtfüßig im Dickicht verschwunden.

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