Wirklich bereit für Kinder?

Mein Vater sagt immer: „Kinder machen ist nicht schwer, Kinder haben jedoch sehr“. Und an dem Spruch ist was dran. Die ersten Wochen nach der Geburt waren ein ziemlicher Kampf für uns als frisch gebackene Eltern. Nachdem uns so ziemlich jede und jeder vor der Geburt und den damit verbundenen Strapazen gewarnt hatte, dachten wir recht naiv, dass alles Nachkommende zwar anstrengend werde, aber schon irgendwie zu bewältigen sei. Das ist auch richtig – irgendwie haben wir die Herausforderungen bisher immer irgendwie bewältigt. Aber dass es teilweise derart nervenaufreibend und kräftezehrend sein wird … damit hatte ich nicht gerechnet. Im Nachhinein hätte ich mir gewünscht, dass andere Eltern mich eindeutiger vor den Strapazen der ersten Wochen und Monate nach der Geburt gewarnt hätten. Jetzt im Nachhinein erinnere ich mich nur noch an eine Aussage meines Bruders (zum damaligen Zeitpunkt selbst Vater eines Kindes, mittlerweile zweifacher Vater) welcher recht ernüchternd meinte: „Das wird eine krasse Zeit werden. Die ersten Monate sind besonders hart. Du solltest lieber schon mal vorschlafen, soviel es geht.“ Und damit hatte er Recht.

Ich habe früher oft unverständlich den Kopf geschüttelt, wenn im Fernsehen oder im Radio berichtet wurde, wie Eltern ihre Kinder schlugen, sie aussetzten oder anderweitig misshandeln. Selbst wenn ich jemanden auf der Straße sah, der sein oder die ihr Kind anschrieh war ich oft fassungslos und außer mir. Mittlerweile kann ich diese Menschen verstehen. Das heißt nicht, dass ich ihr Verhalten toleriere oder gut heiße – aber ich kann ihre Hilflosigkeit gut nachvollziehen. Wenn man zum wiederholten Male an seine Grenzen kommt, völlig über strapaziert, übermüdet und entkräftet – dann kommen auch die dunkelsten Seiten der Leute an die Oberfläche.

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Solche Situationen ließen sich meines Erachtens abmildern und zumindest teilweise vermeiden, wenn mehr Menschen sich im Vorfeld über einige Dinge im Klaren wären, bevor sie Kinder in die Welt setzten. Was es bedeutet Kinder „zu haben“, welches Privileg es ist sie in diese Welt zu führen und beim lernen begleiten zu dürfen, aber auch welche enorme Verantwortung darin besteht. Viele Menschen sind meiner Ansicht nach überhaupt nicht bereit Kinder zu bekommen. Und andere wiederum sind es, aber lassen sich von ihrem Umfeld so unter Druck setzen und mürbe machen, dass nicht nur sie extrem darunter leiden, sondern vor allem auch ihr Nachwuchs. Deshalb schreibe ich hier über ein paar Tatsachen, welche mich während der ersten Monate mit meinen zwei Kindern überwältigten, forderten und beschäftigten – und es teilweise immer noch tun. Und aber auch, wie man diesen Belastungen entgegen wirken kann.

(Folgende Aufzählungen spiegeln mehrere KANN-Situationen wieder. Das heißt es MUSS nicht so kommen, denn es gibt auch sehr umgängliche Neugeborene. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch recht hoch, dass zumindest zwei der folgenden Punkte eintreten werden. Oder eben mehrere.)

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Wenn du planst, ein Kind in diese Welt zu setzen, dann sei dir vorher darüber im Klaren, dass …

1.) … du deine eigenen Bedürfnisse ab sofort hinter die deines Kindes stellen musst.

Was bereits in der Schwangerschaft beginnt als „du solltest“ (z.B. dich gesünder ernähren, nicht Rauchen und Alkohol trinken, …) wird spätestens nach der Geburt zum „du musst“. Und damit meine ich: DU MUSST, ob du willst oder nicht. Es ist egal, ob du jetzt das oder dies willst, sei es schlafen, zu Ende telefonieren, noch schnell den Abwasch erledigen – wenn dein Kind jetzt etwas anderes braucht, dann musst du dich zuerst um dein Baby kümmern. Und zwar JETZT, und nicht erst in zwanzig Minuten. Wie belastend das sein kann, davon wissen viele Eltern ein Liedchen zu singen. Erst später relativiert sich das Ganze etwas, wenn die kleinen dann älter werden. Das Ganze erträgt sich vor allem dann bedeutend leichter, wenn man es einfach hinnimmt. Wenn man es akzeptiert, sich versucht nicht darüber aufzuregen und seinen Tag bewusst nach dem Baby ausrichtet. Es ist schwer, aber je früher man sich damit abfindet, desto mehr Nerven kann man sparen. Das Kind an erste Stelle zu stellen bedeutet im Umkehrschluss auch, dass …

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2.) … du mehrere Monate kaum noch Zeit für deine eigenen Bedürfnisse haben wirst.

Hobbys nachgehen, Freunde treffen, sogar elementare Grundbedürfnisse wie schlafen, und in Ruhe Essen sind damit gemeint. Jemand Schlaues sagte mal: „Man bekommt Kinder, um zu lernen selbstlos zu sein“. Und genau so ist es. Hinzu kommt, dass kein Kind dem anderen gleicht, und manche Kinder fordernder als andere sind. Und das kann man ihnen nicht einmal übel nehmen. Aber auch bei „normalen Kindern“ wird es gut und gern vorkommen, dass sie besonders anspruchsvolle Zeiten haben, z.B. während der sich ständig ankündigen Wachstumsphasen, oder beim zahnen. Daher auch hier wieder der Rat: Passe dich den Rhythmen deines Kindes an. Schlafe und entspanne, wann immer es geht. Und sei es nur für zehn Minuten. Achte auf dich und deine Bedürfnisse, und mach nicht dein Kind oder deine/n Partner/in dafür verantwortlich, wenn sie schon wieder Aufmerksamkeit wollen. Erkenne deine Grenzen rechtzeitig, lerne frühzeitig Verantwortung abzugeben, lass zum Beispiel auch mal Oma oder Opa eine Runde mit dem Nachwuchs spazieren gehen. Wer er ein Kind in diese Welt setzt, muss in der Lage sein, sich um sich selbst zu kümmern – oder es spätestens dann im Crashkurs lernen. Ihre Bedürfnisse äußern Neugeborene übrigens, indem …

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3.) …  du ständig „angeschrien“ wirst, oft auch nachts.

Und das ist echt nicht zu unterschätzen. Den Schrei eines Babys empfinden praktisch alle Menschen als Alarmsignal. Sogar wildfremde Menschen würden instinktiv einem schreienden Säugling zur Hilfe eilen. Doch genau da liegt das Dilemma: Man will helfen! Auch, wenn man schon total müde und entkräftet ist. Schließlich ist es das eigene Kind, und es leidet! Und dann probiert man dies und jenes, füttert und wickelt, schuckelt und singt, trägt und beruhigt, … aber manchmal will einfach nichts helfen. Der amerikanische Kinderarzt William Sears spricht in seinem Buch „Schlafen und Wachen“ von Kindern mit besonders starken Bedürfnissen, welche ihre Eltern regelmäßig in den Wahnsinn treiben. Der wissenschaftliche Zeitgeist spricht von Dreimonatskoliken. Der Pöbel nennt sie Schreikinder. Doch selbst, wenn es nicht so schlimm kommt: So ziemlich jedes Kind hat dann und wann mal seine scheinbar grundlosen Schreiphasen, und die richten sich nicht nach Arbeits- und Fernsehzeiten. Und wenn man dann zum vierten Mal in einer Nacht aus dem Bett geschrien wird, und man einfach nicht mehr weiter weiß, weil das Kind sich einfach nicht beruhigen lässt … da gerät man schon mal an den Rande der Verzweiflung. Man lernt die Bedeutung der Begriffe Ohnmacht und Hilflosigkeit kennen, und muss sich diese dann manchmal auch noch zur unmöglichsten Uhrzeit eingestehen – vielleicht auch noch vor dem eigenen Partner bzw. der Partnerin. Hier hilft übrigens ein einfaches Produkt aus dem Drogeriemarkt: Ohropax! Manche werden jetzt lachen, aber es schafft echt Abhilfe, denn der schwierige Teil kommt erst noch: Da bleiben! Nicht einfach weg gehen und das Kind im Nachbarzimmer alleine kreischen lassen. In solchen Situationen ist es unglaublich wichtig beim Kind zu bleiben – egal wie sehr es schreit. Lasst euer Kind nicht allein, denn es braucht eure Nähe! Selbst wenn ihr nicht wisst, wie ihr eurem Kind sonst helfen könnt, und euch bereits die Tränen über die Wangen kullern. Bleibt da! Wie würde es euch gefallen, wenn ihr verzweifelt um Hilfe schreit, und weil euch keiner versteht, werdet ihr allein gelassen, bis ihr euch beruhigt habt? Grausige Vorstellung! Und wenn ihr schon kurz vorm Schreikrampf steht, innerlich bebend mit aufeinander gebissenen Zähnen – dann reicht das Baby vorsichtig (!) eurem/r Partner/in, geht ins Nachbarzimmer und lasst ERST DORT eurer Wut freien Lauf. Schreit es in die Welt hinaus, wie scheiße alles ist, stampft auf den Boden und verprügelt das Kissen. Nehmt euch JETZT fünf Minuten Auszeit, kümmert euch erst um euch, und kehrt dann halbwegs gefasst zu eurem Baby zurück. Aber seit dann wieder da – seit anwesend! Das ist mit Abstand ein sich ständig wiederholender Härtetest für junge Eltern. Nicht selten kommt es übrigens vor, dass dich dein Kind nicht nur den halben Tag auf Trapp halten wird, sondern zudem dass …

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4.) … dich dein Kind nachts häufig wecken wird und du mit ziemlicher Sicherheit an chronischem Schlafmangel leiden wirst.

Der deutsche Schauspieler Stephan Jürgens meinte dazu einmal scherzhaft: „Entweder du entscheidest dich dafür Kinder zu haben, oder du kannst ausschlafen“. Und was das im Umkehrschluss heißen kann, ist eindeutig: Unkonzentriertheit, Abgeschlagenheit, Lustlosigkeit, … aber vor allem: ein gesteigertes Maß an Gereiztheit. Man wird einfach viel dünnhäutiger und geht schneller als üblich mal an die Decke. Schlafmangel ist wirklich nicht zu unterschätzen, denn er zählte bereits im zweiten Weltkrieg zu den „weißen Foltermethoden“. Also zu jenen, die kaum oder keine äußerlich sichtbaren Spuren hinterlassen. Also auch hier wieder der Rat: Passe dich den Rhythmen deines Babys an, schlafe wann immer du kannst, gib Verantwortung ab! Du bist deswegen keine schlechte Mutter oder ein schlechter Vater, weil du auf dich selbst achtest! Wenn man die bisherigen Fakten zusammen zählt, kann man sich denken, dass …

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5.) … jegliche langfristige Planung überflüssig ist.

Sei es der Strandurlaub, die Geburtstagsfeier, der Besuch bei Verwandten und Freunden, oder schlicht weg der gemeinsame Filmabend mit dem oder der Liebsten. Selbst, wenn man sich als Paar einig ist etwas zu unternehmen, muss man es abblasen, wenn das Kind nicht mitspielt, d.h. rum schreit, krank wird, oder anderweitig eskaliert. Zumindest einer von beiden muss dann bei dem Kind sein – vorausgesetzt, dass man als Eltern man halbwegs verantwortungsbewusst ist, sein Kind stillt, und es nicht in den ersten Wochen samt Fläschchen für länger als eine Schlafperiode an die Großeltern oder die Babysitterin abschiebt. Klar bleibt auch Zeit für individuelle Bedürfnisse, aber eben bevorzugt spontan und keinesfalls nach Kalender. Das bringt nur Frust und Enttäuschung mit sich. Abhilfe schafft hier, dass man einfach so wenig wie möglich plant – wer hätte das gedacht. Und ansonsten nur flexible Termine mit großen Zeitfenstern. Dann verabredet man sich eben nicht um 15 Uhr, sondern zwischen 13 und 17 Uhr. Dann steigen auch die Chancen den Termin wahrnehmen zu können. Wenn einem dann gefühlt so wenig Zeit bleibt, ist es wahrscheinlich, dass …

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6.) … du mit Blähungen und anderen Verdauungsproblemen zu kämpfen haben wirst.

Das hat mehrere Gründe. Die mangelnde Zeit macht viele Eltern kochfaul. Wenn man sich jeden Tag neu entscheiden muss, ob man ENTWEDER essen kocht ODER einkaufen geht ODER die Wohnung aufräumt ODER sich nochmal schlafen legt ODER etwas anderes Wichtiges erledigt, dann bleibt das leibliche Wohl gern mal auf der Strecke. Bedeutet: Man ernährt sich vermutlich ungesünder, tendiert dazu sich auch mal etwas zu Essen zu bestellen, man isst schneller und schlingt. Schließlich weiß man nie, wann Baby das nächste Mal schreit und irgendetwas will. Glücklich sind die, die sich eine Haushaltshilfe leisten können; oder Freunde und Familie haben, die sie bekochen. Hinzu kommt fast immer der Stress, welcher einem auf den Magen schlägt. Viele klagen über Blähungen. Diese müssen nicht zwangsweise von einer ungesunden Ernährung her rühren. Der bekannte Arzt Rüdiger Dahlke schreibt dazu in seinem Buch „Krankheit als Weg“, dass Blähungen häufig als Resultat des Luftschluckens (Aerophagie) entstehen können. Zitat: „Man will etwas nicht schlucken, nicht einverleiben, täuscht aber Bereitwilligkeit vor, indem man „Luft schluckt“. Dieser vertuschte Widerstand äußert sich dann etwas später als Aufstoßen und rektaler Luftabgang.“ Was hilft? Auch hier wieder: Akzeptanz. Keine Luft schlucken, das hier und jetzt Zulassen. Stattdessen lernen seinem Unmut und seiner Wut anderweitig Luft zu machen. Es hilft auch sich zu disziplinieren, in dem langsamer und bewusster versucht zu essen. Leichtes Essen liegt auch nicht so schwer im Magen. Beim Essen machen könnte zudem kompliziert sein, dass …

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7.) … du ab sofort einen Arm weniger zur Verfügung haben wirst.

Was natürlich nur im übertragenen Sinne gemeint ist. Doch wer sein Kind nicht gerade eiskalt auf der Couch sitzen oder auf der Krabbeldecke liegen lassen wird, wenn es schreit, der kommt früher oder später in die Situation das Kind längere Zeit am Stück durch die Gegend zu tragen. Denn Kinder wollen dabei sein! Egal was los ist. Nur ist das manchmal ziemlich anstrengend, vor allem wenn man Dinge machen will, die zwei Hände erfordern: Abwaschen, Essen machen, Körperpflege betreiben, E-Mails schreiben, Schuhe anziehen, … da muss man erfinderisch werden. Vor allem, wenn man mal wieder allein zu hause ist, und das Baby anfängt zu schreien, sobald man es hinlegt. Gut bedient ist man hier mit einem Babytragetuch, oder einer anderen Tragevorrichtung wie dem Bondolino oder der Manduca. So hat man beide Hände frei, und die Kleinen sind immer dabei, in Bewegung und schön eng am Körper der Eltern – so wie sie es lieben. Das hilft vor allem in den ersten Monaten und verstärkt die Bindung zwischen Eltern und Kind enorm! Manche Hebammen leihen einem auch ein Tragetuch aus, einfach mal nachfragen. Dann muss man sich nicht gleich ein Neues kaufen. So spart man sich im Übrigen auch das nötige Kleingeld für andere Dinge. Worauf du dich nämlich schon einstellen kannst ist, dass …

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8.) … deine gesamten finanziellen Ausgaben sich deutlich erhöhen werden.

Was haben eine Wärmelampe, die tägliche Benutzung der Waschmaschine, und ein brennendes Nachtlicht gemeinsam? Richtig, sie alle verbrauchen Strom. Und zwar mitunter recht viel, was sich schlussendlich auf deiner Stromrechnung wieder spiegeln wird. Für viele kommt noch die enorme Belastung durch Windeln hinzu. Von den ganzen Anschaffungskosten für Baby-Utensilien ganz zu schweigen. Da könnte man glatt glauben, Kinder kriegen wäre nichts für arme Leute. Doch das ist natürlich Quatsch. Doch auch hier kann mit ein paar Tricks geholfen werden. LED-Lampen sind zwar etwas teuer in der Anschaffung, rentieren sich aber enorm. In Räumen, welche nicht stark beleuchtet werden müssen, reicht eine Kühlschrankglühbirne völlig aus. Wir benutzen diese beispielsweise als Nachttischlampen. Es hilft auch heimliche Stromquellen auszuschalten. Wenn man die Wohnung verlässt, einfach mal den Stecker vom Internet (Router) ziehen. Oder den Sicherungsschalter vom Herd umlegen, den brauch man sowieso nicht, wenn man unterwegs ist. Ein weiterer großer Sparfaktor sind Stoffwindeln. Klar, man wäscht häufiger. Aber dafür belastet man die Umwelt nicht mit unnützem Windelmüll, spart sich hunderte Euro an Kosten und zudem die Schlepperei. Noch besser ist natürlich windelfrei, dann braucht das Kind nach knapp einem Jahr gar keine Windeln mehr. Babynahrung kann man auch selbst machen. Kinderklamotten kriegt man häufig Unmengen umsonst von befreundeten oder bekannten Eltern. Und so weiter. Man kann an vielen Ecken und Enden sparen. Viel nerviger als der finanzielle Druck kann nämlich sein …

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9.) … dir „dein Körper nicht mehr gehört“.

Zumindest im übertragenen Sinne, und wenn du die Mutter des Kindes bist. Viele werdende Mamas erleben dieses Dilemma schon im Laufe der Schwangerschaft. Der Körper nimmt abstruse Formen an, du bekommst an den seltsamsten Stellen Wassereinlagerungen im Gewebe, Geschmacks- und Geruchssinn können verrückt spielen, von Übelkeit und Gefühlsschwankungen will ich hier gar nicht schreiben. Irgendwann kann man weder auf dem Rücken, noch auf dem Bauch liegen und fühlt sich in seiner eigenen Haut unwohl. Und dann glaubt man das Ganze nach mehr oder weniger vierzig Wochen überstanden zu haben, und plötzlich hängt einem da so ein Winzling an den Brustwarzen und saugt einem die Körperflüssigkeiten aus. Die Gebärmutter bildet sich zurück, Geburtswunden verheilen, eventuell Wochenbettdepressionen. Nicht selten schmerzen die Brüste vom ungewohnten Milcheinschuss oder dem Stillen. Schlafen kann man eh erst einmal vergessen, zumindest zu geregelten Zeiten. Hinzu kommen die oben genannten Punkte über die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse. Und kaum hat sich in das ganze Chaos nach einigen Wochen gelegt, dann erwartet der Gesetzgeber auch noch, dass du in der Lage bist nebenbei den Haushalt zu schmeißen, da dein Lebensgefährte ja im Regelfall unterwegs ist, um die Familie zu ernähren. Scheiße, oder? Apropos Lebensgefährte: Über all dies darf man natürlich nicht aus den Augen verlieren, dass …

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10.) … die Beziehung zu deinem Partner stark strapaziert werden wird.

Was nicht zuletzt auf konträren Bedürfnissen fußt. Und oft auf unzureichender Kommunikation. Ob nun beide zu hause sind, oder einer arbeiten geht: Neben dem Nachwuchs und sich selbst gilt es noch sich um die gemeinsame Beziehung zu kümmern. Das ist gerade jetzt leichter gesagt als getan. Bei vielen Paaren liegt dann auch erst einmal das Intimleben auf Eis. Fehlender Sex sorgt für neuen Zündstoff und noch mehr Konflikte. Ein Teufelskreis. Der nicht all zu selten auch in Trennung oder Scheidung mündet. Seien wir mal ehrlich: Das Märchen von gemeinsamen Kind, welches der zerrütteten Beziehung neues Leben einhauchen soll, ist und bleibt guter Stoff für Rosmunde-Pilcher-Romane. Aber das war’s dann auch. In den meisten Fällen sind Kinder der absolute Härte-Test für die Beziehung. Und bei wem es vorher schon nicht gut funktioniert hat, da wird es mit Kind auch nicht besser. Alle fühlen sich unverstanden und wollen doch eigentlich nur, dass es allen gut geht. Und nicht zuletzt leiden die Kinder am meisten drunter, wenn Papa und Mama sich ständig streiten. Daher schafft euch gemeinsame Zeitfenster für einander! Und sei es nur eine Stunde alle zwei, drei Tage. Legt euch ins Bett und schmust, schlaft nebeneinander ein, sprecht über eure Ängste und Befürchtungen, geht gemeinsam spazieren, habt wenn möglich Sex, esst gemeinsam zu Abend, geht zusammen baden, schaut einen Film oder zumindest eine Serie in der freien Zeit, lest euch gegenseitig vor, entspannt euch, egal was, aber tut es gemeinsam. Es geht leider all zu schnell, dass man sich in solch stressigen Zeiten auseinander lebt.

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Das war viel Negatives. Aber mir geht es ja nicht darum das Kinderhaben schlecht zu reden. Ich persönlich bin der Überzeugung, dass mein Leben durch die Geburt meiner Kinder enorm an Qualität dazu gewonnen hat. Jetzt nach einigen Monaten mit meinen Kleinen würde ich sie nicht mehr hergeben wollen und betrachte sie als große Bereicherung meines Lebens. Ich betrachte die gemeinsame Zeit mit ihnen als Zeit des Wachstums, vor allem aus spiritueller Sicht, da ich mich Themen stellen musste und stelle, welche ich sonst immer von mir weg geschoben habe: Geduld haben, Verantwortung übernehmen, Prioritäten setzen, für andere Stark sein. Deshalb wünsche ich jeder und jedem, die und der sich von den oben genannten Punkten nicht abschrecken lassen einen warmen Start ins neue Familien-Dasein. Denn jenseits aller Anstrengungen und verlorenen Nerven liegen überdies viele Stunden der Freude und Glückseligkeit, welche in dieser Qualität ihres Gleichen suchen.

Bildquellen (der Reihenfolge nach):

Titelbild überforderte Mutter: www1.wdr.de, Karrikatur Hausarrest: de.fotolia.com, Frau mit Baby: praxisvita.de, Paar mit Fahrrad: ilovecycling.de, Schreibaby: 9monate.de, schlaflose Eltern: schlaflose-eltern.de, Planer auf dem Feld: evidero.de, Frau mit Nase zu: was-hilft-gegen-blaehungen.com, Kochende Mutter: paradisi.de, Sparschwein: blog.easyfolio.de, Stillbaby: mummy-mag.de, Streit: vaterfreuden.de, Herzfüße: kidsgo.de

Ein Kommentar zu “Wirklich bereit für Kinder?

  1. Lieber Johannes,
    danke für die realitätsnahe Zusammenfassung!
    Ich würde noch einige Kleinigkeiten unterstreichen oder ergänzen:
    Eigene Bedürfnisse:
    Vorallem Sachen wie duschen, Stuhlgang und essen sind ab sofort unmöglich allein und in Ruhe zu machen. Wer alleinerziehende ist wird duschen und essen aufs kürzeste beschränken und zum Stuhlgang das Kind in eine trage auf Bauch oder rücken packen und ja, mitnehmen.

    Wer einen Kinderwunsch hat oder schwanger ist, sollte sich im vorhinein über die hilferessourcen bewusst werden,
    ggf umziehen.
    Ich erlebe in meinem Freundes und Bekanntenkreis, dass die Mütter, Väter und Paare entspannter sind, die Eltern, Schwiegereltern, Geschwister oder Partentanten*/onkel in unmittelbarer Nähe haben. Für Alleinerziehende Eltern kann es hilfreich sein, in Gemeinschaften (WGs, Kommunen etc.) zu leben oder sie mit anderen in der gleichen Situation zu gründen.
    Wie Johannes schon sehr trefflich beschrieben hat: du bist ein besserer Elternteil wenn du deine Bedürfnisse kennst und zu stillen weißt, trotz/mit Kind. Und du kannst das Elterndasein dann auch genießen.

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